40 Jahre Theater-Leidenschaft

Nachruf Gertrud Zimmermann –Tänzerin, Maskenbildnerin, Chefgarderobiere

Wenn eine Persönlichkeit aus Annaberg-Buchholz Auskunft über die Geschichte des Eduard-von-Winterstein-Theaters, vormals „Kreistheater Annaberg“, Auskunft geben konnte, so war das Gertrud Zimmermann.

Welche Stellenanzeige könnte heutzutage ihre Arbeitsauffassung voraussetzen: 16-Stunden-Tag, keine freien Tage, Urlaubsverzicht, körperlich schwer arbeiten, extrem schnell und flexibel sein, improvisieren können, handwerklich geschickt, einfühlsam gegenüber manchmal schwierigen Künstlercharakteren und eine für den Kulturbetrieb hohe Allgemeinbildung, wie Kunstverständnis und Fachwissen…

Aufgewachsen in der Villa des Buchholzer Fabrikanten Herold, begann sie Ende der 40-er Jahre ihre Theaterkarriere als Tänzerin. Wegen eines Augenleidens konnte sie diesen Beruf nicht ausüben, und so wechselte sie auf die Arbeitsplätze hinter der Bühne.

Bis 1990 war sie stolze 40 Jahre am Annaberger Theater beschäftigt – vornehmlich tätig als leitende Kostümgarderobiere, gelegentlich auch als Maskenbildnerin. Hin und wieder stand sie auch selbst in kleinen Nebenrollen auf der Bühne und arbeitete in den Theaterferien für DEFA und Fernsehen.

So erfuhr sie auch persönliche Wertschätzungen bekannter Stars, die am Annaberger Theater gastierend wie auch beim Filmset von ihr eingekleidet wurden.

Noch heute arbeiten Beschäftigte an diesem Theater, die diese energische, kollegiale wie absolut zuverlässige, fleißige und nie Urlaub machende Frau – die „Trude“ noch kennen, wie auch ihren 1997 verstorbenen Gatten Ferdinand Joachim Senghaas Zimmermann, welcher ebenfalls lange Zeit im Annaberger Theater engagiert war.

Verewigt wurde ihre Vita als eine der wohl beeindruckensten Frauen aus Annaberg  im Buch „Weibs-Bilder in und um Annaberg“ (Autorin Maria Schubert, 1996).

Nun ist sie am 25. Januar 2024 im Alter von 93 Jahren gestorben. Sie hinterlässt zwei Söhne.

Fotos: Archiv Modest Igor-Alexander Zimmermann

 

Gertrud Zimmermann, 1961
Gelegentlich stand Gertrud Zimmermann auch auf der Bühne, im Kostüm, um 1962
Vor der Kostümgarderobe im Naturtheater Greifensteine, 70er Jahre
Arbeit als Maskenbildnerin am Annaberger Theater, ca. 1977
Während der DEFA-Dreharbeiten zu „Die verschwundenen Burg, 1979