Ein unvergessenes erzgebirgisches Original

Erinnerungen an Johannes Schönherr zum 100-jährigen Geburtstag

Seine unverwechselbare Art, die Liebenswürdigkeit, der wunderbare Humor und seine unvergesslichen Führungen im Frohnauer Hammer haben ihn schon vor Jahrzehnten zu einem Markenzeichen des Erzgebirges werden lassen: Johannes Schönherr alias „Hammer-Hansl“.

Anlässlich seines 100. Geburtstages haben die Museumsleitung und Mitarbeiter eine Sonderausstellung in der Volkskunstgalerie des Frohnauer Hammers organisiert, welche leider nun erst einmal hinter verschlossenen Türen auf die Besucher warten muss. Bis die Türen aber wieder geöffnet werden dürfen, möchten die „ehemaligen Kollegen“ es jedoch nicht verpassen, an das erzgebirgische Original zu erinnern und ihn gebührend zum Jubiläumsgeburtstag zu feiern.

Johannes Schönherr erblickte am 21. Dezember 1921 in Lichtenstein bei Zwickau das Licht der Welt. Er erlernte den Beruf eines Webers, wurde dann Soldat und während des Krieges in einer Nachrichteneinheit eingesetzt. 1946 kehrte Schönherr in die Heimat zurück, wo er kurzzeitig wieder als Weber arbeitete, 1948 jedoch dem Ruf des Bergbaus folgte. Er kam nach Frohnau und war dort als Bohrmaschinist tätig.
Gelegentlich arbeitete er damals nebenbei schon im Frohnauer Hammer mit und übernahm die eine oder andere Führung. Dies bereitete ihm so viel Freude, sodass diese Tätigkeit seine Hauptaufgabe oder auch Berufung werden sollte. Von 1956 bis ins Jahr 1991 arbeitete er als Museumsführer im heutigen ältesten Schmiedemuseum Deutschlands. Hier konnte er sein Talent entfalten. In seiner eigenwilligen und volkstümlichen Art, viel gestikulierend und mit flottem Mundwerk hat er den Besucher*innen das Hammerwerk eindrucksvoll vorgeführt. Die charismatische Erscheinung ist vielen Gästen bis heute noch in Erinnerung geblieben. Mit ihm gestaltete sich eine Führung im Hammerwerk immer zum Erlebnis. Ebenfalls unermüdlich setzte er sich für den Erhalt und die Vermarktung des Frohnauer Hammers ein.

Legendär sind seine gelegentlichen Auftritte mit dem Akkordeon im Hammerwerk. Mit zahlreichen erzgebirgstypischen Weisen, wie z. B. dem „Hammerlied“ oder dem „Vuglbeerbaam“ begeisterte er dabei die Besucher aus dem In- und Ausland. In den 80er-Jahren erschien sogar eine AMIGA-Schallplatte mit seinen Gassenhauern.

Auch mit Prominenten, wie z.B. Kurt und Ingrid Biedenkopf, Fritz Pleitgen oder Stars aus dem Showgeschäft gab es viele wunderbare Begegnungen. Selbst vor Erich Mielke und Margot Honecker nahm sich der „Hammer-Hansl“ kein Blatt vor den Mund.

Mit seinen zahlreichen Fernsehauftritten, u.a. in den Sendungen des DDR-Fernsehfunks „Kessel-Buntes“, „Alles singt“ oder „Oberhofer Bauernmarkt“ bzw. nach der Wende zu den Tagen der Sachsen und in der „Wernesgrüner Musikantenschenke“ hat er das Erzgebirge, die Stadt Annaberg-Buchholz, den Ortsteil Frohnau und den geschichtsträchtigen Frohnauer Hammer einer breiten Öffentlichkeit weit über die Grenzen des Erzgebirges hinaus nahegebracht. Ein waschechter „Botschafter des Erzgebirges“, der in die Herzen der Bevölkerung sich als „Hammer-Hansl“ unauslöschbar eingeprägt hat.

Angesichts seiner hohen Verdienste verlieh ihm die Stadt Annaberg-Buchholz am 11. November 1997 anlässlich der 600-Jahr-Feier von Frohnau die Ehrenbürgerschaft. Darüber hinaus würdigte der Freistaat Sachsen im Jahr 2000 sein jahrzehntelanges Engagement für ein bedeutendes bergbaulich-technisches Kulturdenkmal mit dem Sächsischen Verdienstorden.

Auch heute noch ist er dem Frohnauer Hammer ganz nah, so wurde eine Linde in unmittelbarer Nachbarschaft zum Technischen Museum zu Ehren des Ehrenbürgers in Frohnau gepflanzt und ein Gedenkstein gesetzt, welcher an Johannes Schönherr erinnert. Selbst in einem Relief der neuen Hammerlindenskulptur findet sich sein Bildnis wieder. Johannes Schönherr – „Hammer-Hansl“ – ein unvergessenes erzgebirgisches Original, wird für immer in den Erinnerungen und Herzen der Bewohner und Erzgebirger bleiben!

Annett Flämig/Stadt Annaberg-Buchholz

Foto: Sammlung Museum Frohnauer Hammer – Hammer-Hansl um 1975