Hammer-Skultur eingeweiht

Frohnauer Hammer feierte sein 400. Jubiläum

Die Hammerschläge waren am vergangenen Wochenende (28. und 29. August 2021) nicht zu überhören. Das Geburtstagskind wurde gebührend mit einem wissenschaftlichen Symposium, offiziellem Festakt sowie dem Familientag gefeiert.

Ein besonderer Höhepunkt war dabei die Einweihung der neuen Hammerlindenskulptur, welche aus dem Holz der ehemaligen Hammerlinde gefertigt wurde. Das Kunstwerk überstrahlte den strömenden Regen während der Enthüllung, und die Gäste verfolgten gespannt die dazugehörige Entstehungsgeschichte.

Die Vorüberlegungen

Bereits während der Fällungsarbeiten des Naturdenkmals im Oktober 2018 wurden Stücke des ausladenden Astwerkes sondiert, geleitet von dem Gedanken einer Erhaltung beziehungsweise respektvollen Weiterverwendung dieses Wahrzeichens. Zielgerichtet wurde die zukünftige Neugestaltung mit aktiven Schnitzern der erzgebirgischen Schnitzervereine während der Traditionsveranstaltung „Erzgebirgischen Schnitzertage“ des Kulturzentrum Erzhammer im März 2019 diskutiert. Diese empfahlen zunächst die Schaffung der praktischen Voraussetzungen zur Bearbeitung des ehrwürdigen Lindenholzes und sprachen sich für eine künstlerische Leitung aus, die sowohl einen Modellentwurf entwickelt als auch bei der individuellen Umsetzung die Mitwirkenden kreativ und technisch begleitet.

Nachfolgend und mit Unterstützung von Drechslermeister Jens Breitfeld aus Annaberg-Buchholz wurde das ausgewählte Stückholz der Hammerlinde getrocknet und fachgerecht gelagert. Ronny Tschierske, Holzbildhauer und Mitglied der Gruppe „Exponart“, konnte als künstlerischer Leiter für das ehrgeizige ehrenamtliche Projekt gewonnen werden. Bei den nachfolgenden Schnitzertagen im Jahr 2020 begann die offizielle Anfrage um Mitwirkung bei allen an alle Vereine und Einzelschaffenden der Region Erzgebirge mit dem Ausblick das Kunstprojekt im August 2021 zum 400-jährigen Jubiläum feierlich an das Geburtstagskind zu übergeben. Die positiven Rückmeldungen und der Zuspruch waren überwältigend.

Der Erschaffungsprozess

Im Herbst stellte Ronny Tschierske seinen Entwurf den zukünftigen Mitwirkenden vor, dabei war es ihm wichtig, die Historie als auch die Natur und Struktur des Baumes gleichwertig in den Blick des Betrachters zu rücken und eine Möglichkeit zu finden, die Schnitzer mit ganz eigenen Kreativität und Handschrift wirkungsvoll zur Geltung zu bringen.

Nachdem alle Anwesenden sich für den Modellentwurf ausgesprochen hatten, galt es die Geschichte der Linde und damit die wechselvolle Geschichte des Frohnauer Hammers tiefgründig zu beleuchten. Museumsbesuche und Rücksprachen mit Kurator Jörg Bräuer sowie Museumsmitarbeiter Bernd Schreiter konnten die mitwirkenden Schnitzer vor dem langen Lockdown im November bestreiten. Im Dezember wurden die nun zu bearbeitenden Relieftafeln an Volkskunstschaffenden übergeben und es folgte eine Zeit des eigenen Schaffens mit allen Höhen und Tiefen in der Kontaktbeschränkung.

Mit Telefonaten und elektronischen Nachrichten, immer mit dem datieren Ziel vor Augen wurde nun eigene Entwürfe für die einzelnen Tafeln erarbeitet, abgestimmt und dann in den anspruchsvollen Werkstoff eingearbeitet. Immer wieder berichten die Volkskünstler von den ungewöhnlichen, erschwerenden Herausforderungen in Zusammenhang mit dem Hammerlindenholz, das zu Reliefs in der Größe 65 cm x 30 cm x 8 cm verleimt wurde. Mitte August waren jedoch alle Relieftafeln fertiggestellt und konnten dann in der Schnitzschule Paul-Schneider noch imprägniert werden.

Zeitgleich wurden im Sommer die Halbstämme der Skulptur mithilfe der Vereinsmitglieder Markus, Marcel und Marek Matthes, Florian und Eric Lehm und Toni Taubert des Schnitz- und Klöppelvereins Thum e.V. entrindet und geschliffen. Mitarbeiter des städtischen Betriebshofes und Volker Krämer, Leiter der Schnitzschule Paul-Schneider, behandelten die Oberflächen.

Die Fertigstellung

Den Endspurt und letzte Hürde waren Podest, Haltekonstruktion sowie finale Errichtung am ehemaligen Standplatz der Linde am Hammerwerk. Unter Zeitdruck und allen denkbaren Wetterbedingungen arbeiteten die Mitarbeiter des Betriebshofes, Schmiedemeister Reinhard Loos und Ronny Tschierske Hand in Hand. Eine Lichtinstallation sollte nicht fehlen, diese wurde am Abend vor der Übergabe von Kai Walther installiert.

Die Stadt Annaberg-Buchholz bedankt sich bei allen Mitwirkenden für ihr Engagement und persönlichen Einsatz. Ein besonderen Dank gilt den beteiligten Schnitzern Enrico Hentschel (Schnitzgruppe Elterlein); Joachim Klauß und Mitglieder der Schnitzgruppe Ebersbrunn, Luisa Reichert, Jens Lasch und Sven Prögner (Schnitz- und Klöppelverein Thum); Andreas Richter, Hans Roscher und Helmut Müller (Schnitz- und Krippenverein Geyer), Stefan Grässler (Spiegelwaldschnitzer); Hans Lichtenberger (Olbernhau), Peter Duus (Ehrenfriedersdorf) und Robby Schubert (Gelenauer Schnitzverein e.V.), Ronny Tschierske sowie allen Jungschnitzern des Schnitz- und Klöppelvereins Thum e.V.  für die Mitwirkung und Gestaltung dieses einmaligen, außergewöhnlichen Kunstwerkes.

Es darf gefeiert werden

 Zum Familientag am Sonntag erfreute sich das älteste Schmiedemuseum Deutschlands an rund 1.000 Gästen. Dabei nahmen 550 am Führungsrundgang durch das Hammerwerk, der Volkskunstgalerie und Herrenhaus teil und tauchten live in die 400-jährige Geschichte des Hammers und der dort ausgeübten Schmiedekunst ein. Die anderen Gäste nutzen die museumspädagogischen, kulinarischen und die numismatischen Angebote rund um die neue Hammerlindenskulptur intensiv und begeistert.

Dazu zählte unter anderem die Prägung der eigenen Gedenkmedaille, welche durch Mitglieder des Hammerbundes e. V. betreut wurde. Ordentlich Erz wurde geklopft, Miniatur-Hammermodelle gebastelt und Expertise zum Klöppeln gesammelt, sodass die Tradition nun auch zu Hause weiterleben kann. Gäste aus nah und fern konnten einen rundum gelungenen „Hammertag“ bei schönem Wetter genießen.

Wer am vergangenen Wochenende nicht dabei sein konnte, muss aber keine 400 Jahre bis zum nächsten Jubiläum warten, denn bereits jetzt freuen sich schon alle auf das große Hammerfest Ende August 2022. Aufgrund der unklaren Pandemiesituation wurde dieses vorsorglich auf das nächste Jahr verlegt.

Um sich die Zeit bis dahin zu verkürzen, lädt der Frohnauer Hammer jede Woche von Dienstag bis Sonntag zu Führungen ein. Ganz neu als Lektüre für zu Hause und Andenken an die langjährige Geschichte kann man ab sofort auch die Neuerscheinung „Frohnauer Hammer – 90 Jahre Medaillenkunst“ von Thomas Krause vor Ort sowie im Museumsshop der Tourist-Information in Annaberg käuflich erwerben.

Annett Flämig

Foto: Ronny Tschierske