Udo Prucha – wandlungsfähig und ausdrucksstark

Bereits am 12. Januar 2018 sollte im Winterstein-Theater der heitere „Abend mit Eberhard Cohrs und Collegen“ über die Studiobühne gehen, wurde krankheitsbedingt mehrfach verschoben und neu angesetzt: Premiere nun der 18. Januar 2019. Doch auch im neuen Jahr schlug die Krankheitshexe zu. Aber die Vorstellung sollte dieses Mal stattfinden. So wurde ein Udo-Prucha-Solo-Spaß-Abend unter dem Titel „Lachen und lachen lassen“ daraus.

In nur zwei Wochen erarbeitete der beliebte Schauspieler gemeinsam mit Regisseur Rolf Voigt ein abwechslungsreiches Programm, bei dem der Schauspieler Udo Prucha in die verschiedensten Rollen schlüpft und Peter Frankenfeld, Marcel Reich-Ranicki, Udo Lindenberg und viele andere Persönlichkeiten imitiert, alles mit viel Engagement, Begeisterung, Spielfreude.

Dabei ist zu bewundern, dass er sich nicht nur alle drei Minuten in einen neuen Typen verwandelt, sondern dass er die vielen Texte figurgerecht dem Publikum präsentiert. Die jeweiligen Umzugspausen werden von Robert Jacob genutzt, der das Bühnengeschehen am Klavier sehr ordentlich begleitete.

So gesehen ist es ein unterhaltsamer Komiker- und Kabarett-Abend. Und der Cohrs Eberhard tritt auch einmal auf …

 

Mehr als ein Komödiant

Oft wird behauptet, dass Udo Prucha der Spaßmacher am Annaberger Theater sei. Das stimmt aber nur bedingt. Gewiss ist er derzeit auch als Egon Olsen und im Boulevardstück „…und alles auf Krankenschein“ in heiteren Stücken zu sehen, aber er ist weit mehr – vielseitig und charakterdarstellend. Erinnert sei an die „böse“ Rolle in Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ oder in der Studie des Herrn Schultz in dem wunderbar inszenierten Musical „Cabaret“, das momentan noch am Winterstein-Theater gespielt wird.

Gerade zu dieser Rolle des Anfang der 30er Jahre spielenden Stückes, muss Udo Prucha eine ganz persönliche Beziehung aufbauen. Sein Herr Schultz ist ein schüchterner, verträglicher, gutmütiger Mensch, ein Gemüsehändler, der für seine späte Liebe, Fräulein Schneider (großartig auch Marie-Louise von Gottberg), z. B. hingebungsvoll einen Apfel poliert… Und er ist ein Mensch, der auf Glück und Liebe verzichtet, weil er Jude ist. Er wird nicht von Verbitterung getrieben. Er versteht seine Partnerin, die mit verzagtem Herzen nach langem Überlegen ihr gegebenes Eheversprechen zurückgibt, weil sie von einem Nazi gewarnt wird, einen Juden zu heiraten.

Diese schicksalhafte Szene ist ein berührender Teil des Stückes und beweist, dass auch mit leisen und gefühlvollen Geschichten großes Theater gemacht werden kann.

Übrigens lohnt es sich, das ganze Musical „Cabaret“ mit all seinen Facetten, der gängigen Musik, einem überaus brillanten Ensemble und in einer klug erarbeiteten Inszenierung (Urs-Alexander Schleiff) anzuschauen.

 Manfred Riesche

Foto: Sebastian Paul/Dirk Rückschloß (BUR)