Laurent Guillet hat schon über 2.000 Kilometer in den Beinen, als er am 13. August in der Brettmühle in Königwalde ankommt. Dabei ist das Waldhufendorf im Erzgebirge nicht sein endgültiges Ziel, er will noch weiter bis ins tschechische Most (Brüx) auf der längsten historischen Schnitzeljagd der Welt.
Doch von Anfang an: Alles begann im Juni 2011 mit der Veröffentlichung des Buches „Er hieß Joseph“. Laurent Guillet, der Autor, zeichnet darin den Weg seines Großonkels, des französischen Kriegsgefangenen Joseph Santerre nach. Über mehrere Stationen kam er im 2. Weltkrieg von Frankreich über Deutschland in das damalige Brüx (Most), wo er später verstarb.
Ein paar Monate nach der Buchvorstellung hatte der Schriftsteller die Idee, die längste historische Schnitzeljagd der Welt zu erschaffen unter dem Titel: „Er hieß Joseph“. Ziel ist es, anhand des Schicksals von Joseph Santerre an die vielen zivilen und militärischen Opfer aller Nationalitäten zu erinnern, die während der Kriege umgekommen sind.
Der Kriegsgefangene Joseph Santerre machte insgesamt in acht Gemeinden Station, von Frankreich über Deutschland bis nach Tschechien. In diesen drei Ländern wurde das französisch-europäische Friedensprojekt von Laurent Guillet sofort und enthusiastisch angenommen. Er arbeitetete eine Route aus, die von der Atlantikküste in Frankreich über mehr als 2.000 Kilometer bis ins tschechische Most führt.
Zur Schnitzeljagd gibt es ein Buch in drei Sprachen (französisch, deutsch, tschechisch). Im hinteren Teil ist Platz für Stempel der teilnehmenden Orte. Wie man die Strecke absolviert, ist dem Reisenden selbst überlassen. Der Initiator Laurent Guillet hat sich in diesem Jahr entschieden, die über 2.000 Kilometer erstmals zu Fuß zurückzulegen.
„Ich bin jeden Tag rund 30 Kilometer unterwegs, bei jedem Wetter. Los ging es am 26. Mai in Frankreich und enden wird meine Tour nach 83 Tagen in Most in Tschechien“, so Laurent Guillet.
Die Reise ist für ihn eine große Bereicherung, schon allein wegen der vielen Menschen, die er bisher getroffen hat.
„Diese Schnitzeljagd ist eine großartige Möglichkeit, Erinnerung und Geschichte miteinander zu verknüpfen. Gleichzeitig ist es eine Einladung für Eltern, Großeltern, Kinder und Enkelkindern zu gehen um die allgemeine Bildung zu bereichern, Länder zu entdecken, fremde Sprachen zu lernen und ganz besonders die Freundschaft zwischen den Völkern zu pflegen“, so Guillet weiter.
Bürgermeister, Ronny Wähner, freute sich, dass Laurent Guillet in Königswalde Station machte. Er traf sich mit ihm am 13. August zum Abendessen und am 14. August zum Frühstück.
„Ich finde, das Friedensprojekt von Laurent hat gerade heute in international unruhigen Zeiten eine ganz besondere Bedeutung. Er verbindet Menschen in den unterschiedlichsten Regionen und hält die Erinnerung wach. Ich würde mich freuen, ihn wieder einmal in Königswalde begrüßen zu können“, so Ronny Wähner, Bürgermeister der Gemeinde Königswalde.
Die Einladung nahm der Wanderer gern an, bevor er sich auf den dieses mal nur 15 Kilometer langen Weg nach Reitzenhain machte, wo er die Nacht verbringen will, bevor es morgen nach Litvinov und übermorgen nach Most weitergeht.
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